Herthas Spieler freuen sich nach dem Sieg. Foto: Annegret Hilse/Reuters-Pool/dpa
Heimsieg
Herthas Spieler freuen sich nach dem Sieg. Foto: Annegret Hilse/Reuters-Pool/dpa
Bundesliga

Rettung dank Rotation? Hertha setzt Konkurrenz unter Druck

Berlin (dpa) - Pal Dardai war auch ein bisschen stolz. Dass er auch «die Eier» habe, eine derartige Rotation durchzuziehen, ließ der 45 Jahr alte Coach von Hertha BSC in der Analyse des 3:0-Siegs gegen den SC Freiburg nicht unerwähnt.

Dass er im finalen Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga fast die komplette Mannschaft austauschte, dürfte auch den Kollegen in Bremen und Köln sowie vor allem in Bielefeld Kopfzerbrechen bereiten. Denn die Arminia ist am Sonntag im Olympiastadion bei einer wiedererstarkten und vor allem geeinten Berliner Mannschaft zu Gast. «Hier wächst etwas zusammen. Die Egos sind zur Seite geschoben worden. Jeder macht richtig mit wie eine Hertha-Familie. So schaffen wir das», betonte Dardai.

Hieße, dass zunächst neben dem bereits abgestiegenen FC Schalke 04 vor allem der Tabellenvorletzte 1. FC Köln (29 Punkte), Bielefeld (16./30) und Bremen (15./30) als Absteiger bzw. Relegationsplatz-Beleger infrage kämen. Mit den vier Punkten aus den beiden Nachholspielen gegen Mainz (1:1) am Montag und dem Sieg gegen den Sport-Club am Donnerstag haben die Herthaner die Rivalen mächtig unter Druck gesetzt. Denn die mit Bielefeld und Bremen punktgleichen Berliner sind wegen ihrer zweiwöchigen Corona-Quarantäne-Zwangspause ja sogar noch ein Spiel im Rückstand. «Es liegt nun alles in unserer Hand», betonte Flügelspieler Javairô Dilrosun.

Ein Sieg gegen Bielefeld und damit eine Sieben-Punkte-Woche wären fast schon eine kleine Vorentscheidung aus Berliner Sicht. Am Mittwoch kommender Woche geht es dann zum dritten Nachholspiel - in den Gelsenkirchener Stadtteil Schalke. Als extrem wichtigen Sieg für «die Seele» bezeichnete Nationalspieler Niklas Stark den Erfolg gegen Freiburg, «aber wir haben nach wie vor ein großes Ziel vor uns. Deshalb dürfen wir uns nicht ausruhen, das wollen wir auch gar nicht.»

Er musste wie acht seiner Kollegen, die in Mainz noch in der Startformation gestanden hatten, erstmal zuschauen. Dardai hatte zunächst seine Co-Trainer, dann die Spieler und letztlich auch den Gegner mit seiner Riesen-Rotation plus Systemwechsel überrascht. Wie groß das Risiko war, wusste er. «Man kann natürlich auch sagen, ich habe gute Entscheidungen getroffen, aber wenn es schief gegangen wäre, würden alle lachen», sagte Dardai nach dem Spiel.

Viel gewagt, viel gewonnen. Mit drei Punkten am Sonntag (18.00 Uhr) gegen Bielefeld kann Hertha die Ostwestfalen mit eben diesen drei Punkten hinter sich lassen. Und Herthas Vorteil: Die Berliner beschließen den 32. Spieltag. Heißt, sie kennen die Ergebnisse der Partie des seit sieben Meisterschaftsspielen punktlosen SV Werder am Samstag daheim gegen Bayer 04 Leverkusen und des Heimspiels der Kölner am Sonntag (13.00 Uhr) gegen die Freiburger.

Legen die Bremer mit dem zumindest bis Saisonende gesicherten Trainer Florian Kohfeldt vor und gewinnen auch die Kölner unter ihrem Hoffnungsträger Friedhelm Funkel, treten Hertha als Tabellen-16. und Bielefeld als Tabellen-17. gegeneinander an. Dardai und seine Profis dürfte das auch nicht stören: Während ihrer Isolation wegen insgesamt fünf Corona-Fällen waren sie sogar auf den vorletzten Rang abgerutscht.

Die räumliche Trennung über 14 Tage einte die Herthaner offensichtlich. Die demonstrative Teamleistung am Donnerstagabend sorgte bei Dardai sogar für «Gänsehaut». «Wer auf die Bank geschaut und gehört hat, hat gespürt, dass keiner geknickt war», sagte Abwehrmann Stark. «So lebt die Mannschaft», ergänzte Dardai.

Wie seine Startelf gegen Bielefeld aussehen wird, muss sich noch zeigen. Nicht zur Verfügung wird ihm Mattéo Guendouzi stehen. Für den 22 Jahre alten Franzose ist die Saison nach dem in der ersten Halbzeit erlittenen Mittelfußbruch beendet. Dass es kurz vor Schluss auch noch den für Guendouzi eingewechselten Sami Khedira mit einer Wadenverhärtung erwischte, trübte den Abend, aber nicht die Zuversicht der gestärkten und neu geeinten Berliner.

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