Der 18. März sei ein «besonderer Tag der deutschen Demokratiegeschichte», betonte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext. Er erinnerte daran, dass an einem 18. März die deutschen Jakobiner 1793 in Mainz die erste Republik auf deutschem Boden errichteten. Und am 18. März 1990 fand in der DDR die erste freie Volkskammerwahl statt. «Der 18. März steht für Freiheit, Gleichheit und Mitmenschlichkeit, für das Herzstück der modernen Demokratie. Er steht für demokratische Zuversicht, für den Aufbruch in Zeiten des Umbruchs. Für mich ist der 18. März der Tag des Bürgermuts», sagte Steinmeier.
Ausgehend von Frankreich war es im März 1848 in vielen Städten des Deutschen Bundes zu revolutionären Erhebungen gekommen. In Berlin eskalierten sie zu Barrikadenkämpfen am 18. und 19. März mit mehreren hundert Todesopfern. Die Menschen gingen gegen Unterdrückung, Armut und Hunger auf die Straßen forderten Presse- und Versammlungsfreiheit sowie freie Wahlen und eine Verfassung. Sie erzwangen die Einsetzung liberaler Regierungen in den Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes und Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung, die im Mai in der Paulskirche zusammentrat. Die Revolution wurde bald mit Gewalt niedergeschlagen, ihre Errungenschaften wurden zurückgedreht.
Steinmeier betonte aber, auf Straßen und in Parlamenten sei damals ein neuer Bürgermut, ein neues demokratisches Selbstbewusstsein erwacht. «Überall gab es Menschen, die ihre Lage nicht länger als gottgegeben hinnehmen wollten, die mit Leidenschaft für neue Ideen stritten, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen - für sich, für andere, für das Gemeinwesen.»
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